Harmonium - SaxoMonium

SaxoMonium - Saxophon und Harmonium
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Harmonium

      
Christian Gottlieb Kratzenstein entwickelte 1780 als erster Europäer, wohl nach chinesischen Vorbildern, durchschlagende Zungenpfeifen. Noch vor 1800 entstanden erste Tasteninstrumente wie Pianofortes und Orgeln, die derartige Rohrwerke verwendeten. Abbé Vogler  ließ nach 1786 beginnend in Petersburg, München, Paris, Wien, Prag und  in Dutzenden andern Städten viele Orgeln auf seine Kosten umbauen[2]. 1796 trat er mit seiner umgebauten transportablen Orgel, die er Orchestrion nannte, in Stockholm das erste Mal auf.[3] Der Sankt Petersburger  Orgelbauer Kirschnigk baute um 1788 „freischwingende Pfeifen“ (d. h.  Durchschlagzungen) in ein Orgelklavier (Kombination aus Hammerklavier  und Orgel) ein. Vogler spornte alle Orgelbauer an, Neuerungen  umzusetzen. Wahrscheinlich ging auch eine Inspiration vom Sheng aus, das damals von einem Künstler mit dem Namen Johann Wilde in St. Petersburg gespielt wurde.
Die direkten Vorläufer des Harmoniums sind allerdings die Instrumente mit Namen Aeoline und Physharmonika. Bei beiden handelte es sich um Instrumente mit zwei Schöpfpedalen, einer Tastatur von vier bis fünf Oktaven Umfang und in der Regel nur einer Reihe durchschlagender Zungen. Die Aeoline wurde um 1810 von Bernhard Eschenbach zusammen mit seinem Cousin Johann Caspar Schlimbach entwickelt, die sich von der Maultrommel anregen ließen. Zur gleichen Zeit, um 1810, schuf der französische Orgelbauer Gabriel Joseph Grenié (1756–1837) seine orgue expressif.  Die Bezeichnung „expressiv“ (= ausdrucksvoll) spielt darauf an, dass  man bei diesem Instrument die Lautstärke durch die Windgebung  beeinflussen konnte.
In den USA  baute der Orgelbauer Ebenezer Goodrich nach 1812 das erste  harmoniumartige Durchschlagzungen-Instrument, angeregt durch seinen  Kontakt mit Johann Nepomuk Mälzel.
“In  June 1811 a curiose instrument called a Pan Harmonicon was brought to  Boston. It was invented by Maelzel, whose name is usually linked with  the Metronome. William Goodrich was employed to set up and exhibit the  Pan Harmonicon in New York and other cities. He […] traveled with the  instrument from September 1811 until June 1812.”
„Im  Juni 1811 wurde ein eigenartiges Instrument mit dem Namen Pan-Harmonicon  nach Boston gebracht. Sein Erfinder war Maelzel, der normalerweise mit  dem Metronom in Verbindung gebracht wird. William Goodrich wurde von ihm  beauftragt, das Pan-Harmonicon aufzustellen und in New York und andern  Städten vorzuführen. Er […] reiste mit dem Instrument von September 1811  bis Juni 1812.“
– Orpha Caroline Ochse: The History of the Organ in the United States[4]
Die Physharmonika wurde 1821 in Wien von Anton Haeckl patentiert.
Greniés Landsmann, der bedeutende französische Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll  (1811–1899) schuf um 1833 ein harmoniumartiges Instrument für den  kammermusikalischen Gebrauch, die sogenannte „Poikilorgue“ (von altgriech. ποικίλος (poikílos) „mannigfaltig, vielgestaltig“, der Name bedeutet also so viel wie „Orgel mit mannigfaltigen dynamischen Möglichkeiten“).[5]  Alle wesentlichen Merkmale des heutigen Harmoniums finden sich  schließlich in einem Instrument vereint, das der französische Orgelbauer  Alexandre-François Debain (1809–1877) 1842 unter dem Namen Harmonium patentieren ließ, womit diese Bezeichnung das erste Mal erscheint.
Debains  Harmonium war ein Druckwindinstrument, welche bis in die 1870er-Jahre  die Harmoniumlandschaft dominierten. Das einfachere Saugwind-System war  bereits 1836 von dem Berliner Physharmonika-Bauer Christian Friedrich Ludwig Buschmann  erfunden worden, hatte sich jedoch zunächst in Europa nicht durchsetzen  können. In den USA wurde seit den 1860er-Jahren die Entwicklung des  Saugwindsystems vorangetrieben; als Erfinder der Saugwindbälge gilt dort  James Cahart. Die amerikanische Firma Mason & Hamlin stellte 1861 ihr erstes Saugwindinstrument vor und gewann 1867 bei der Weltausstellung in Paris den ersten Preis mit einem solchen Instrument. Damit begann der weltweite Siegeszug der Saugwind-Harmonien.
Seit ca. 1860 wurden auch ein- und zweimanualige Harmonien mit Orgelpedal produziert und als Pedalharmonium (auch: Orgelharmonium) bezeichnet. Sie wurden vor allem als Orgelersatz in Sakralräumen oder als häusliches Übungsinstrument  für Organisten verwendet. Später (nach 1900), mit dem Siegeszug der  elektrischen Stromversorgung, erhielten vor allem diese Pedalharmonien  elektrische Gebläse, da man nur schlecht gleichzeitig mit den Füßen die  Tretschemel betätigen und Orgelpedal spielen kann; dafür entfiel jedoch  dann die Möglichkeit, den Winddruck durch die Geschwindigkeit des  Schemeltretens nuancieren zu können.
Druckwindharmonium
  • Tonerzeugung
Das Druckwindharmonium gleicht in der Funktionsweise der Orgel.  Beim Druckwindharmonium wird der Ton in genau entgegengesetzter Weise  zum Saugwindharmonium erzeugt. Durch das Treten des Pedals wird ein  Druckspeicher, das Windmagazin, gefüllt. Er steht damit unter  Druck. Beim Niederdrücken einer oder mehrerer Tasten entweicht die Luft  durch die "Zunge" (Tonträger im Harmonium) nach außen, dabei entsteht  der Ton.
(Genauere Erläuterungen gibt es bei Harmonium).
  • Wie kann man ein Saugwindharmonium von einem Druckwindharmonium unterscheiden?[1]- (gleichzeitig ergibt dies eine vertiefende Ausstattungsbeschreibung)
1. Unterschiedsmerkmal: Expressionszug
2. Unterschiedsmerkmal: Klaviatur
Die Klaviatur Druckwindharmonium C – c4 (beim Saugwindharmonium geht von F – F3)
3. Unterschiedsmerkmal: Klaviaturteilung
Druckwindharmonium: Klaviaturteilung zwischen e1 und f1 (Saugwindharmonium: zwischen h und c1)
Ursprünglich wurde dieser Harmoniumtyp in Frankreich entwickelt. Das klassische Druckwindharmonium geht auf den Erbauer Alexandre-François Debain  zurück. Er erhielt 1842 ein Patent für das nach dem Druckwindsystem  funktionierende genau beschriebene Instrument, mit dem bis heute  gebräuchlichen Namen »Harmonium«
Um 1850  gründeten Philip Trayser und J. & P. Schiedmayer in Stuttgart  Harmonium-Fabriken. Die Firmengründer (in Frankreich ausgebildet)  führten das französische Druckwindharmonium in Deutschland ein. Die  europäischen Hersteller bauten zunächst in großer Zahl Instrumente des  Druckwindharmoniumtyps.[3] Nach und nach produzierten große Harmoniumfabriken (Firmengründer in Sachsen wie 'Theodor Mannborg',  'Lindholm') allerdings Instrumente nach dem neuen Saugwindsystem – vor  allem weil diese Instrumente preiswerter herstellbar waren.
Saugwindharmonium
  • Tonerzeugung
Beim  Saugwindharmonium wird der den Ton mit entgegengesetzter  Luftstromrichtung wie beim Druckluftharmonium erzeugt. Durch das  Betätigen der Tretschemel wird der Magazinbalg entleert, also ein  Unterdruck einzeugt (insofern ist der dem Orgelbau entlehnte Terminus Magazinbalg hier irreführend). Beim Niederdrücken der Tasten resp. Öffnen der Ventile wird dadurch Luft angesaugt; diese muss an den Zungen vorbei und versetzt diese dabei in Schwingung - der Ton wird erzeugt. Weitere Erläuterungen gibt es beim Stichwort Harmonium.
  • NORMALHARMONIUM (in der Regel Standardausstattung des Saugwindharmoniums)
Der "Verein der Harmoniumfabrikanten" unter dem Vorsitz von Theodor Mannborg  beschloss 1903 eine Disposition für ein "Normalharmonium", von dem  möglichst jedes Mitglied ein Instrument anbieten sollte. Über die  gemeinsame Disposition hinaus sollte das Normalharmonium über zwei  Kniehebel verfügen (rechts - Forteklappen/ links - Tutti). Der  Manualumfang beträgt 5 Oktaven (F1 - f3), die Registerteilung liegt i. d. R. zwischen h0 und c1 (der Subbass 16' geht lediglich von C bis c0), Oktavkoppel [1]
Die vereinbarte Disposition (gruppiert nach Bass und Diskant, die Vox humana bildet die Grenze):
(7) Sub Bass 16'
(6) Eolian Harp 2'
(1) Diapason 8'
(1P) Diapason Dolce 8'
(3) Viola 4'
(3P) Viola Dolce 4'
(VH) Vox Humana
(4) Seraphone 8'
(3) Flute 4'
(1) Melodia 8'
(1P) Melodia Dolce 8'
(5) Vox celeste 8'
(OK) Octave Coupler
Deutsche  Produzenten verwendeten oft andere Registernamen, die Registernummern  sind jedoch identisch und werden von den Komponisten auch so für den  Harmoniumspieler vorgegeben. Frage zum Harmonium
  • Wie kann man ein Saugwindharmonium von einem Druckwindharmonium unterscheiden?[2]- (gleichzeitig ergibt dies eine vertiefende Ausstattungsbeschreibung)
1. Unterschiedsmerkmal: Expressionszug
Obwohl es auch eine Expressionsvorrichtung für Saugwind-Harmonien gab, wurde sie nur sehr selten gebaut.
2. Unterschiedsmerkmal: Klaviatur
Die Klaviatur beim Saugwindharmonium geht von F1 - f3 (Druckwindharmonium C - c4)
3. Unterschiedsmerkmal: Klaviaturteilung
Saugwindharmonium: Zumeist zwischen h0 und c1, seltener zwischen e0 und f0) (Druckwindharmonium: Klaviaturteilung zwischen e1 und f1)
(Quelle: Wikipedia)
Audio vom 25.08.2020 (WDR3, Tonart)
Renaissance eines vernachlässigten Instruments
Erlebt das Harmonium eine neue Blüte?
Es wäre dem scheinbar in Vergessenheit geratenen Instrument zu wünschen.
Audio vom 26.08.2020 (WDR 3, Tonart)
Das Harmonium und Arnold Schönberg
Das Harmonium war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert äußerst populär, auch in Wien. Arnold Schönberg hat es vor allem in den Bearbeitungen für seinen "Verein für musikalische Privataufführungen" verwendet.
Audio vom 27.08.2020 (WDR 3, Tonart)
Die Harmonium-Szene aktuell
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Harmonium als Orgelersatz in Kirchen oder im Wohnzimmer gespielt. Auch heute noch gibt es engagierte Verfechter des Instruments. Jan Ritterstaedt hat sie getroffen.
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